Urprung der Tour war die fixe Idee einmal an dem Motorradtreffen Stella Alpina teil zu nehmen. Ich weiß gar nicht wer der „Urheber“ der Idee war. Aber am Ende sind wir Anfang Juli mit fünf begeisterten „Alpinisten“ Richtung Italien aufgebrochen. Die Motorräder haben wir mit zwei Anhängern und Autos über die Alpen gebracht. Ziel und Basecamp war der Campingplatz in Susa, einer Kleinstadt in der Region Piemont am Fuße des Mont-Cenis-Passes.
Tourauftakt mit Hindernis
Gleich am ersten Tag sollte es auf den 3050 m hohen Col de Sommeiller gehen. Wir dachten es wäre ein gute Idee das Wochenende vor dem Treffen hinauf zu fahren. Wenn erst einmal das Treffen im Gange ist, wird es dort oben sicher recht voll sein. Ansich eine gute Idee, wenn da nicht….
…der Weg durch ein Schneefeld auf ca. 2500 m für uns und unsere Mopeds zu Ende gewesen wäre. Ein kleiner Fußmarsch offenbarte weitere Schneefelder hinter der Biegung. Was uns am Ende dazu brachte den Rückzug anzutreten. Aber verschoben war nicht aufgehoben!
Der Weg rauf auf den Sommeiller führt direkt an dem Rifugio Scarfiotti vorbei, dem eingentlichen Ort des Treffens. Bis dahin ist die Strecke auch für eher unerfahrene Endurofahrer zu bewältigen. Weiter hoch wird es dann doch immer wieder mal anspruchsvoll. Gerade wenn man mit einem „Leichtgewicht“ von Reiseenduro unterwegs ist, kann ein wenig Erfahrung nicht schaden.
Auf Tour zum Mont Jafferau
Der Weg zum Gipfel des Mont Jafferau besticht nicht nur durch seinen ca. 900 m langen, einspurigen und unbeleuchteten Tunnel. Auch das auf einem Plateau in ca 2160 m liegende Fort Pramand lädt zu einer Pause und Besichtigung ein. Am Ende erwartet einen dann das Gipfelfort von dem man einen fantastischen Weitblick hat. Etwas unterhalb des Gipfelfort liegt die alte Kaserne. Ein stark verfallener Bau, der trotz seiner tieferen Lage bei Wind und Wetter sicher kein gemütlicher Ort gewesen sein muss. Putzig sind die Murmeltiere die einem immer wieder vor dem Motorrad über dem Weg laufen.
Über den Col du Mont Cenis zum Fort de la Turra
Von Susa aus ist der Einstieg zum Col du Mont Cenis nicht weit. Zahlreiche Kurven auf der gut ausgebauten Straße führen über die alte Grenzstation Grang-Croix nach Frankreich hinein. Vorbei am Lac du Mont Cenis geht es dann weiter hoch zum höchsten Punkt. Etwa 1,3 km hinter diesem Punkt nehmen wir links einen Abzweig. Der kleine Weg führt vorbei an einem bewirtschafteten Bauernhof weiter in Richtung Fort de la Turra. Der Weg wird immer anspruchsvoller und die teils stark ausgewaschenen Fahrspuren erfordern ein konzentriertes Fahren. Wir halten zwischendurch immer wieder an um die fantastischen Ausblicke zu genießen. Über Steinbrücken und kleine Furten geht es weiter rauf, bis wir schließlich das Tor des Forts erreichen.
Die alte Zugbrücke aus Holzplanken war 2007 nur zu Fuß zu überqueren. Im Fort selber sind weitere Teile des alten Gemäuers noch recht gut erhalten.
Der Ausblick lässt erahnen warum man hier oben eine solche Verteidigungsanlage gebaut hat. Wenn das Wetter stimmt, sieht man Tage vorher wer zu Besuch kommen möchte.
Straßentour mit Schneegestöber
Über den Mont Cenis sollte die Tour nach Frankreich zum fünfthöchsten asphaltierten Straßenpass gehen, dem Col du Galibier. Bei Sonnenschein und alpinen sommerlichen Temperaturen fuhren wir morgens Richtung Frankreich. Die gut ausgebaute Straße über die Grenzstation Grang-Croix war uns ja bereits bekannt und lockte mit ihren Kurven zu einem entspannten Tourauftakt. Kurz vor der Grenzstation fing es allerdings an zu regnen und das Wolkenbild versprach keine regenfrei Tour. Bei einem kurzen Stopp sind dann auch alle in die Regenkombis gestiegen und die Tour konnte über Modane, am französichen Ende des Frejus Tunnels, weiter gehen. Mit Respekt und Anerkennung überholten wir immer öfter Gruppen von Radfahrern. Deren Ziel war ebenfalls der Galibier, der schon häufig im Programm der Tour de France enthalten war.
Der Regen hörte nicht wirklich auf. Und es kam wie es kommen musste. Mit steigender Höhe wurde der Regen immer mehr zu Schnee. Schon weiter unten kamen uns Autos mit leicher Schneehaube auf dem Dach entgegen. Aber oben angekommen, war dann doch der Schneefall ziemlich heftig.
Wir hielten nur kurz für ein Foto an und machten uns dann durch den 2002 wiedereröffneten Tunnel weiter in Richtung Tal auf den Weg. Unterwegs standen immer wieder Rad- und Motorradfahrer am Fahrbahnrand und hielten Ratschlag. Zweimal hielten wir und gaben unsere Eindrücke vom Pass den grübelnden Zweiradlern als Entscheidungshilfe preis. Auf halbem Weg haben wir dann erst einmal ein Café zum Aufwärmen aufgesucht. Dabei fiel mir das extravagante Halstuch von Frank auf. Er hatte am Morgen sein Halstuch vergessen und sich beim Zwischenstopp auf dem Pass ein Küchentuch aus seinem Tankrucksack um den Hals gebunden. Sehr schick … DerRückweg führte dann über Briancon wieder nach Italien. Am Abend wurden die kalten Hände und die Gesäßschmerzen mit Pizza und Bier in der Pizzeria am Campingplatz vertrieben.
Über den Colle delle Finestre und dem Colle dell‘ Assietta nach Sestriere
Von Susa aus ist die Anfahrt zum Colle delle Finestre nicht weit. Der zu einem großen Teil unbefestigte Pass führt von Susa aus mit vielen Kehren hinauf auf 2178 m. Berühmtheit erlangte der Colle delle Finestre u.a. , weil er bei der Giro di‘ Italia 2005 und 2011 im Rennprogramm stand.
Oben angekommen haben wir ersteinmal die Aussicht genossen und uns vor dem Einstieg in die Assietta Grenzkammstraße gestärkt.
Bei herrlichem Sonnenschein bot die Assietta grandiose Ausblicke und führte immer weiter in Richtung Sestriere. Der Zustand der Straße war sehr unterschiedlich. Mal breit und sehr einfach zu befahren, mal durch Murenabgänge verengt und schwieriger zu befahren geht es immer weiter Richtung Süden.
In Sestriere haben wir dann den Nachmittag in einem Eiscafé verbracht und uns vorgestellt wie es wohl im Winter hier aussieht. Der Ort hat keine 1000 Einwohner und wird im Winter von tausenden wintersportbegeisterten Besuchern heimgesucht. Auch die Tour de France und die Giro d’Italia waren schon da. An den im Sommer noch mit Schneeketten ausgerüsteten, in den Höfen und auf den Parkplätzen von Hotels geparkten Fahrzeugen sah man aber auch, dass der Winter die bestimmende Jahreszeit hier oben auf gut 2000m ist. Zurück nach Susa haben wir dann eine Route gewählt die onroad ein Eintreffen noch vor Sonnenuntergang versprach. In Susa haben wir dann noch eingekauft und den Abend am Grill bei lecker Essen und einer Flasche Bier ausklingen lassen.
Auf zur Stella Alpina
Der letzte Tag unserer Tour sollte dann zu einer Stipvisite des Treffens und einem erneuten Versuch den Sommeiller zu erklimmen genutzt werden. Der Weg rauf zum Treffpunkt, dem Rifugio Scarfiotti, war wie erwartet ziemlich befahren. Gespanne, Geländewagen und natürlich motorisierte Zweiräder aller Art fuhren den unbefestigten Weg in Richtung Rifugio. Teils seltsame Gestalten mit Holz auf ihren Gepäckstücken schienen sich auf einen längeren Aufenthalt dort oben einzustellen. Tagesbesucher mit Motorrollern und Fahrrädern mischten sich unter die „Pilger“. Am Rifugio angekommen nahmen wir erst einmal ein „Bad in der Menge“. Bekannte Gesichter, die vor Zelten in kleinen Gruppen saßen wurden begrüßt und die Frage ob wir auch hier oben nächtigen wurden mitleidig mit „nein“ beantwortet. Da wir am kommenden Tag abreisen wollten, erschien uns ein Umzug mit unseren Zelten wenig reizvoll. Die Sonne schien und der weiter nach oben führende Weg lockte! Also nahmen wir den Weg hinauf zum Gipfel ein zweites mal in Anlauf. Unterwegs gab es wieder eine fantastische Aussicht u. a. auch auf die Zeltstadt in 2150m Höhe am Rifugio.
Der Verkehr war anfangs wie erwartet recht dicht. Könner mit Sportenduros, Wagemutige mit Motorrollern und Helden mit stollenbereiften Straßenmaschinen wühlten sich nach oben. Je näher man dem Gipfel kam, umso mehr nahm der Verkehr ab. Es trennte sich quasi die Spreu vom Weizen. Die eine Woche zuvor noch für uns unpassierbare Stelle, stellte dank der Juli-Sonne und einigen Sportendurofahrern kein Hindernis mehr dar. Der Verkehr hatte sich sozusagen einen Weg durch die Schneefelder gebahnt. Es ging auf nahezu 3000m hoch, was ich persönlich und ich glaube auch einige andere an der Puste merkten. Oben angekommen war dann vor dem Fußmarsch zum kleine See erst einmal eine Verschnaufpause angesagt. Im übrigen waren wir oben max. 10 Motorräder. Beachtlicherweise auch eine 900er Honda Boldor dessen Fahrer und Sozia gepflegt im Lederkombi die Aussicht genossen. Mir ist es bis heute ein Rätsel wie der das Moped über die ein oder andere Stufe bekommen hat. Aber sei es drum, unsere Hochachtung war den Beiden sicher.
Die Rückfahrt ins Tal verlief nicht weniger anstrengend wie der „Aufstieg“. Mit jedem abnehmenden Höhenmeter nahmen die auf- und abfahrenden Zweiräder zu. Martin, der die meisten unserer Touren angeführt hatte, war aber auch diesmal für uns mit seinen „Scoutfähigkeiten“ und dem richtigen Blick für den Weg eine prima Unterstützung.
Eine wirklich tolle Woche mit klasse Tourpartnern ging zu Ende. Wir haben viel gelacht, gesehen und genossen. Von einige Dinge werden wir wohl in vielen Jahren noch erzählen. Das Halstuch von Frank, die aufgeregten Schopperfahrer auf dem Campingplatz und natürlich der „Trick“, um am Abend in der Pizzaria eine Pizza extra zu bekommen.
Boa, wie schön.
Warum war ICH nicht dabei?
Du hast mich schon früher nicht mit raus genommen zum Spielen!!!
-die kleine Schwester-
Ja, war wirklich sehr schön!
Seht ihr eigentlich gelegentlich die anderen oder auch nur höchstens beim Wuppenduro?
Danke für den Blog; macht Spaß zu lesen 😉
Ach, DIE Italientour meintest Du! Ja, da kommen Erinnerungen hoch, war eine schöne Zeit!